Kuss und Schuss.
Teil 2. Liebesfilm mit Warum-passiert-mir-das-nicht-?-Effekt oder
deterministischeRationalperversität mit dem kaputtgeprügelten Neger
am Bahnhof und den trinkfesten Urdeutschen.
Wer die Wahl hat, hat die Qual und der sadomasochistische Mechanist im
Hirn nimmt die Tittenklemme zwischen die Zähne und beißt mal ordentlich
zu. Otto Normal tendiert zum Liebesfilm, der Selbstmordattentatgutfinder
und der Religionunversteher, der aggressive Depressive und der Snuff-Freund
wollen die Nationalkaraoke mit Echtheitszertifikat.
Musik. Buch. Film. Heile Welt mit Toll-Charakter und Real-Oper mit
Krass-Düster-Inhalt. Beides ist echt und beides ist anderswo. Ichmensch
lebt dazwischen und lässt sich von der Unzufriedenheit ficken, weil ihm
der dröge Alltag eine gelangweilte Ehefrau geworden ist. Mit einer gelangweilten
Ehefrau wartet man auf den Tag, an dem sie abtritt, man geniesst den Moment
des Wegseins und des Nichtdaseins, von ihr oder von sich selbst.
Solange man wartet spritzt die Gehirnsamenkapsel nicht aus. Niemand bewegt sich. Draußen stehen Typen mit Knarren in der Faust. Sie blasen Dich weg, wenn Du Dich bewegst. Das glaubst Du und deswegen bewegst Du Dich nicht. Weil sie Dich wegblasen. Du bleibst also in der Real-Oper, den Toll-Charakter schmeckst Du nicht. Nein. Lieber Fresse halten. Und Fresse nur aufmachen, wenn Essen reinkommt oder irgendwo irgendwer zuhört, wie mies die Welt ist. Zur Not mit Sprengstoffgürtel. Ist ja schließlich okay ein paar Leute an Deinem eigenen ätzenden Sein und dessen Beendigungsfrustvorbereitung teilhaben zu lassen.
Teil 3. Dem knackigen Typen mit dem geilen Body und den weißen Zähnen
und der musikalischen Ader und dem Hirnquotienten Marke schlau begegnet
die knackige Tussi mit dem geilen Body und den weißen Zähnen und der
fickfreudigen Hüfte und dem Hirnquotienten Marke geht noch okay. Film
vorspulen. Aha. Pärchen, zusammengewohnte Zweitwohnung, gutverdienende
Geldverdiener, Urlaub machen, Spaß haben und all den Scheiß kaufen, von
dessen Notwendigkeit in Deinem Leben Dich die Werbefritzen zu überzeugen
versuchen. Warum nicht. Und warum nicht Du? Versager!
Lieber dumm gucken, weil Pärchen nach acht Monaten immer noch geil und
verliebt und gemeinsam in Urlaub fahren kann. War das zu Hause nicht anders?
Hängt da nicht ein nörgelnder Alter rum, der seine Zeit mit Verabredungen,
Sportveranstaltungen und Kumpelsein verbringen muss, statt einen Gedanken an
die Struktur einer gemeinsamen Woche mit Kochduell und Kuschelgernhaben zu
verschwenden? Der Typ schmeisst seine Socken neben das Bett und zerfurzt das
letzte Stück Klopapier, weil er denkt, Deine Wohnung sei ein sich selbst generierendes
Immobiliar. Da wächst es doch auch. Klopapier am Klopapierbaum, direkt neben
Deinem Ficus. Und die Socken, keine Ahnung, denen blüht vermutlich dasselbe
Schicksal wie den Dinosauriern und in ein paar hunderttausend Jahren tanken wir
seine Socken in unseren Fahrzeugtank.
Teil 4. Fakt ist. Ohne Hollywood und Filmindustrie, ohne BMG und Musikszene,
ohne Heyne und den Buchdruck wären wir heute gelangweilte Realweltfiguren,
die sich selbst auffressen müssten, weil sie sich im Spiegel nicht mehr ertragen
könnten. Traurig schauen wir dann herüber und fragen uns, weshalb dort
irgendwo die sind, die Ideen haben, die etwas erreichen, die etwas
errichten, die uns etwas geben. Wir fragen uns, warum die es sind
und nicht wir. Wir fragen uns Fragen und hören nicht auf.
Punkt.
Schuss.