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REinigung

Draußen Gewitter und Sturm. Dann Sonne. Schwülwarm, Dampf auf den Straßen, Kleber auf der Haut.

Während General Motors seinen Opel ohne fremde Hilfe nicht mehr fahren will und die Bundesdeutschkanzlerin erst den liberalen Wirtschaftsminister Brüderle anpinkelt, dann die Länderchefs der Opelstandortländer zum Hirnschweigen einlädt, später aber doch dasteht und nicht so recht weiß, was sie machen soll, während Sparpakete, Sanierungspläne, Bürgschaftspläne mehr geprägt sind vom politischen Ansehen der Parteien und der agierenden Personen, der Wahl des neuen Bundespräsidenten oder der Wahl irgendwelcher Ministerpräsidenten in irgendwelchen Ministerpräsidentenbundesländer, während die Fußballweltmeisterschaft kurz vorm Anpfiff steht und BP kurz vorm Abpfiff, weil man das Ausmaß der Deepwater-Horizon-Kaputtgehaktion stringent nach oben korrigieren musste, frage ich mich, inwiefern das Loch im Steigrohr und die deutsche Politik keine Gemeinsamkeiten haben.

Mir fällt aber kein Gegenargument ein. Da brodelt ein Zeug heraus und hinein in eine Umgebung, das dort einfach nicht hingehört.

Beim Öl handelt es sich ja noch um fossile Altbestände des Gesamtkonstrukts Ökosystem. Und im Ökokreislauf ist das nicht so dramatisch, gemeinhin basieren Stein wie Blut auf ein und derselben Singularität und Naturprodukte gehören in die Natur. Eyjafjallajökull bläst schließlich auch ungefragt seinen Dreck in die Luft. Und der gehört da ja eigentlich nicht hin, meint zumindest der Volksmund. Schwarze Raucher blubbern in der Tiefsee, Kühe furzen Methan. Das ist der Kreislauf im Kommen und Gehen von Naturprodukten.

Dramatisch ist, dass die Funktionäre, Aktionäre und Machtmenschen keine Dinosaurier sind. Sonst könnten unsere Erben eines Tages mit ihnen den Ofen befeuern oder sie einfach ins Meer kippen. 50 Liter Angela Merkel oder 70 Liter Christian Wulff im Atlantik wären bei Weitem nicht so dramatisch wie 300.000.000 Liter Rohöl im Golf von Mexiko, ein seit Jahren brennender Müllberg in Südamerika oder ein ewig glimmendes Schrottfeld aus Altbeständen europäischer Elektroartikel in Afrika.

Die Sonne ist jetzt wieder weg. Recht hat sie. Kein Bock, den Deutschkurs länger mit anzusehen. Vielleicht ist es auch nur eine Rauchwolke von Eyjafjallajökull, hinter der die Feuerfunzel gerade steckt. Oder Öl. Hinter einem Ölteppich. Früher hieß der alte Bettvorleger an der Wand Gobelin, der Begriff ist historisch inkorrekt und das hässliche Geschwür an der Wand hieße eigentlich Bildwirkerei, alle sagen aber Gobelin, weil Gobelins in der Tapisserie-Manufaktur in der Avenue des Gobelins hergestellt wurden und werden, was namentlich wiederum auf der ollen Scharlachfärberei der Familie Gobelin basiert. Man gibt also dem potthässlichen Wandbehang den Namen einer französischen Familie und findet das korrekt. Fein. Die Sonne steckt also hinter einem Ölgobelin, der über Deutschland liegt und Deutschland wird zum Rohöl das nur mit Rohypnol zu ertragen ist.

Während Christian Wulff sich den Begriff Bundespräsident auf den Penis tätowieren lässt, Angela Merkel sich für Opel bückt, während sie der Hartz IV-Bagage den Luxus des Elterngeldes entziehen will und die Luftfahrtlinienbetreiber dazu treibt, die ökologische Luftverkehrsabgabe abgeben zu sollen, während das Verständnis der Hartz IV-Bürger, so es jemals vorhanden war, abhanden kommt und Sarrazin (Thilo) wieder zitiert wird mit seinem ollen Satz, die Hartz-IVler sollen dickere Pullis im Winter tragen und weniger mit der Heizung heizen, tue ich Beruhigungsmittel in mich rein und ertrage auch die Krähenfüße an den Fußzehkrallen meiner U-Bahn-Sitznachbarin, die reinweiße Schenkel unter giftgrünem Halbrock trägt, verziert mit Haarstoppeln und Kakerlakengroßen behaarten Leberflecken. Ihre Visage ist nicht besser und ich lenke mich ab und denke an Emmely, das 1,30-Euro-Pfandbongirl, sieht nicht aus wie das Jamesbondgirl aber auch nicht wie die Fresse mir gegenüber. Emmely war bei Kaiser’s, dem Tengelmannkumpel. Tengelmann macht ja einen Laden nach dem anderen dicht. Wundert kaum, wenn kein Kassierer mehr in den Läden arbeitet. Emmely haben sie deswegen auch dicht gemacht. Die dumme Nuss hat zwei Pfandbons, die ein Kunde im Laden verloren hatte, eingelöst. Ohne Gegenzeichnung vom Chef. Dann kam der neue Frikadellenskandal oder auch der Maultaschenskandal, jetzt halt auf Pfandbonebene und das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Kassiererin ist nachhaltig sowas von gestört, dass Kaiser Tengelmann die Emmely rausschmeißt. Hat ihr also nix genutzt, dass sie vorher gewerkschaftsmäßig aktiv war und an drei Streiks teilgenommen hat. Hat wohl eher übergenutzt. Scheiß Gewerkschaft also. Scheiß Kleinbürger. Deswegen kriegt Emmely am Ende auch keine Kohle aus dem Unterstützungsfonds, sondern nur so Opels oder HREs, ein Dutzend Landesbanken und am Ende auch noch die Commerzbank. Die machen halt die Wirtschaft, während die Emmely lieber in eine geht. Schnitzel fressen. Oder die Emmely frisst sich parasitär durch die gemachte Wirtschaft der unterstützungsbedürftigen Unternehmen. Ausnutzer, die sich an den gemachten Tisch setzen. Drum ist sie der Holzsplitter in der Haut, sie ist die Gürtelrose auf den Lenden, sie ist die Angina im Hals und der Krebs auf der Lunge. HRE, Opel, Commerzbank und all die angeschlagenen oder angeschlagen sein wollenden Brüder und Schwestern im Krisengeiste sind also der Körper, den Emmely als das Virus infiltriert. Und weil auf diesem Körper Bundesdeutschland drauftätowiert ist, sollte der Körper gerettet werden. Das Virus, tja, scheiße, wie der Mensch der mit seinen Millionen und Milliarden Bakterien in und auf sich lebt, so muss auch der Bundesdeutschlandkörper mit all seinen Viren leben. Und so wie die Darmbakterien gut für die Darmflora sind, so sind auch viele Viren gut für den Bundesdeutschlandkörper. Halt nicht alle. Wie im echten Leben. Die meisten kann man aber loswerden. Wenn man ein Bakterium nicht nährt, geht es irgendwann schon ein, oder so, zumindest aber richtet es keinen Schaden mehr an.

Ansonsten bleibt eigentlich nur noch die Frage im Raum stehen, wann Angela Merkel zum letzten Mal Geschlechtsverkehr ausgeübt hat. Das würde vielleicht so manches erklären. Das Schöne am politischen Zeitgeschehen ist, dass morgen scheißegal ist, was heute war. Nur die Frage zu Angela Merkels Sexualleben bleibt im Raum. Die Frage hat ja auch mit Politik zu tun.

Die Warzenfrau mir gegenüber schielt mich an. Ich habe Gänsehaut. Kann meinen Ringmuskel kaum noch kontrollieren. Ich mach die Augen zu und sehe eine Bohrinsel, denke an Urlaub, versuche auszurechnen wie viel Tankfüllungen ich aus 300.000.000 Litern Rohöl gewinnen kann für meinen 65-Liter-Tank. Habe keine Ahnung. Echt nicht. Gehe aber davon aus, dass ich einen Großteil des Ölbestandes noch an meine Nachfolge- und Nachnachfolgegeneration vererben könnte. Ich verbrate im Monat rund 150 Liter Benzin. Ich weiß aber nicht, wie viel Erdöl auf einen Liter Benzin verwandt wird. Also ist meine Berechnung hinfällig. Meine Nachnachfolgegeneration hat Pech.

Wie Nelson Mandelas Nachnachfolgegeneration, 13jährigeenkelinseits. Das Auto fährt sich kaputt, Mädchen inklusive. Der Nelson nimmt heute also nicht an der Eröffnungsfeier statt, feiern und trauern harmonieren auch schlecht. Das Mädchen ist tot, weil es nach dem gestrigen Eröffnungskonzert einen Autounfall gab. Südafrika, heißt es, ist gefährlich. Wegen der ganzen Gewaltverbrechen und so. Scheinbar auch wegen der Autos. Die drei Engländer, die heute bei einem Busunfall in Südafrika ums Leben kamen, werden nur am Rande erwähnt. Falls ein paar Südafrikaner mit drin saßen, von denen weiß man gar nichts.

Würde nun alles Öl dieser Erde ins Meer fließen, würden wir dann noch Verkehrsunfälle haben? Wäre Nord-Korea dann noch ein Nazi-Land. Würde Israel immer noch Hilfsschiffe beschießen und Hamas und andere Palästinenserschweine zum Teufel jagen? Würde Barrak Osama Obama bin Laden noch was in Afghanistan zu tun haben?

Ach verflucht. Die Sonne geht weg. Die Sonne kommt wieder. Auf, zu, auf, zu. An, aus, an, aus. Keine Kontinuität beim Sonnenschein. BP ist da zuverlässiger. Selbst Israel ist zuverlässiger, die sind immer vorhersehbar in ihrem Tun gewesen. Ein Hoch auf Ariel, kann man mit Ariel auch Ölflecken entfernen? Nicht nur sauber, sondern rein. Das ist doch der Werbespruch, oder? Ariel gibt’s auch als Fleckentferner. Deswegen sah sich der Ariel immer in einer besonderen Rolle. Gaza ist nicht mehr als ein Fleck. 360 Quadratkilometer. Kleiner als das Bundesland Bremen. Ariel macht Flecken weg. Wenn er das geschafft hat, verfügt er über die nötige Referenz, dann kauft BP Ariel ein und macht mit ihm die Flecken weg. Aber dann fällt dem BP-Chef Tony Hayward ein, dass der Ariel aktiv gar nicht mehr so viel macht, der Ariel ist ja nur noch der Nachtstuhl auf dem Flur des Pflegeheims und ob Ariel noch die Pflegekraft hat wie vor seinem Pflegeheimeinzug bleibt fraglich. Weder der Ehud Olmert noch sein Nachfolger der Benjamin Netanjahu noch der 87jährige Präsident des Staates Shimon Perez sind jetzt ein Ariel, die haben nicht mal einen Werbeslogan. Die wollen zwar auch Streifen wegmachen, stehen aber in keiner Verbindung zu Procter & Gambel. Die sollten mal den Ariel besuchen. Im Pflegeheim. Der hat da bestimmt noch so ein paar Pflegetipps. Die können der Ehud und der Benjamin und der Shimon dann dem Tony verkaufen. Der Tony macht dank dieser Tipps das Meer sauber und den Obama glücklich. Der Obama freut sich und macht dem Schimon dafür die Streifen weg. Eine Hand wäscht eben die andere.

11.06.2010 / KNIPP