Müde.
Es ist wie es kommt, weil der Ablauf sich nicht beugt. Beugsam ist nicht.
Weg gewesen vom Gewesenen.
Herrgott.
Ich schlafe, weil ich müde bin. Und ich bin im Sitzen müde oder im Stehen müde und müde um der Müdigkeit Willen oder weil ich nachts lieber surfe, zocke, saufe, rauche, ficke. Prioritätensetzung ist das, nennt man das. Kann man das?
Tagsüber also am unteren Rand der Existenz, ausgehöhlt und leer gelutscht, weil man seine Kreativität den Online-Diensten anvertraut, seine Physis durch Drogen ersetzt, seine Energie durch die Harnröhre verspritzt. Das sind also die verderbten Nächte und die Uhr sagt immer, es ist noch früh, wenn ich zwischen zwei und vier Uhr in der Nacht mit dem Gedanken spiele, einschlafen zu wollen. Aber bis ich liege und bis meine Euphorie abgeklungen ist, vergeht noch Zeit und Zeit frisst alles auf, auch Schlaf.
Zeit frisst Schlaf.
Schlaf dezimieren. Beschneiden. Wie Frauen. Mancher Schlaf stirbt. Wie Frauen. Nach der Beschneidung. Am Ende sind es dann vier oder viereinhalb Stunden Schlaf. Manchmal gestörter Schlaf. Manchmal schlafender Schlaf. Schläfer sein bis zum Erwachen, nicht wegen ausgeschlafen, wegen Wachwerden.
Als guter Deutscher gilt dann: Kaffee saufen und Kaffee saufen. Becher um Becher.
Die gesunde Dosis, die also, die das Darmkrebsrisiko um zwei Prozent verringern soll, gibt es bei mir nicht. Ich saufe Kaffee. Ich bin ein Loch und ich stehe auf Kaffee. Der soll sich in mich ergießen, in mich spritzen. Deutschlandgesöff. Hilft nicht. Deutschland nicht. Und Kaffee nicht. Über das Stadium bin ich hinaus. Der Kick, die Leistungssteigerung, die Aufmerksamkeit, die Energie, der Antrieb, kickt nicht mehr. Ich habe es mit dem Kick verkackt.
Zuviel von allem und vom saufen und vom rauchen. Naja. Ficken geht immer. Nicht alles also. Also alles außer ficken. Zuviel von allem außer Ficken, muss es korrekt heißen.
Die Kippen kratzen mir im Hals, in den Bronchien, den Lungen, manchmal kratzen, manchmal brennen. Keine Feuerwehr mehr. Darauf hat mein Körper keinen Bock. Ein Fall für Grisu, aber Grisu wohnt nicht hier, nicht in mir. Lunge brennt, kein Feuerwehmann greifbar. Aufhören kommt nicht in Frage. Warum, fragen die, die nicht rauchen, klar sagen die, die rauchen. Egal sage ich. Auf den Päckchen steht Rauchen macht tot. Rauchen macht Kinder tot und Rauchen macht mein Sperma kaputt. Rauch enthält Benzol, Formaldehyd und Blausäure. Nitrosamine auch. Kleberschnüffeln ist also scheiße, sich mit Blausäure die Atemwege verrotzen geht aber klar. Cool. Dann mach ich das halt.
Wach werde ich dennoch nicht. Kaffee also, gibt weniger Darmkrebs. Magenübersäuerung? Drauf gepfiffen, gibt weniger Darmkrebs. Furon? Kenne ich nicht.
Rauchen also auch. Macht Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs, Krebskrebs. Ich wollte schon immer ans Meer. Schalentiere, Krustentiere und ich, Selbstvernichtungstier.
Gehirn? Ja oder nein. Wenn ich müde bin nein. Wenn ich nicht müde bin nein. Wenn ich schlafe ja, denn träumen findet im Hirn statt und alle Schaltjahr erinnere ich mich an einen Traum. Es geht ums Ficken in diesen Träumen. Oder ums Springen. Das mit dem Ficken kennt jeder. Und Ficken ist ficken, auch wenn es unterschiedlich praktiziert wird. Springen ist anders. Luftsprünge sind das. Wie man eben so springt, aber ich springe höher, bleibe so lange in der Luft, dass ich Sekunden zählen kann. Wie Spiderman? Nein, wie Spiderman nicht, ganz normal springe ich, aber zwei oder drei Meter hoch und acht oder zehn Meter weit. Große Sprünge quasi. Quasigroß.
Sprünge.
Sprünge helfen, wenn mir sonst keiner auf die Sprünge hilft. Will vielleicht einer. Geht nicht. Ich blocke. Weil müde. Starr glotzend, rot umrandete Schweinsäuglein oder Augen, die mit Terpentin ausgewaschen wurden. Rote Augen glotzen. Nummer eins im Wettbewerb. Arbeitseffizienz? Ich bin so gut, in dem was ich tue, dass es sich relativiert. Zwei Stunden Arbeit, sechs Stunden müde. Kein Bock. Nie. Abends nicht. Mittags nicht. Abends surfen, zocken, rauchen, saufen, ficken. Tagsüber müde, statisch, unterwürfig.
Knipp, am 23.07.2009