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Kant mit Kanten

Teil 1

Eine kurze Geschichte vom Trieb zu Übertreiben

Der Schopenhauer hat den Kant regelrecht angefeindet wegen diesem
Geschnickse vom kategorischen und hypothetischen Imperativ. Lässt man Kant,
die alte Moralsau, einmal links liegen, bleibt nur noch die Pflicht übrig,
synonym Sollen. Hierunter versteht man das, was durch eine angenommene
Autorität von jemandem gefordert wird. Die Forderung ergibt sich aus der
Erwartung und die Erfüllung dieser geht hauptsächlich einher mit einer
Handlungspflicht. Diese hat nichts mit der moralischen Pflicht zu tun, die
lediglich eine Handlung 'ermöglicht' aber nicht 'fordert'. In dieser
Erkenntnis liegt der Schluß nahe, dass der Immanuel ein rechter Trickser
war, der den Leitgedanken in sich aber nicht zu Ende trug. Dem Kant wurde
es denn wohl zu heikel im gesellschaftlichen System anno 1780, drum öffnete
er die Metaebene und schalt sie Moral. Die hatte ja eigentlich der Cicero
schon irgendwas vor Christi erfunden. Der Kant fand den Aspekt jedoch
ausbaufähig und wollte den Imperativ nun mit der Moral versöhnlich machen,
weil die Welt (im Geiste) eigentlich tiefrosa war, dies nur niemand
erkennen wollte. Er überwarf sich hoffnungslos mit dem Vorhaben und starb
aus Frust kurz nach der Jahrhundertwende. Hätte er anschließend noch etwas
zu sagen gehabt, hätte er sich als Opfer des Systems bezeichnet. Alter und
Herkunft des Befehls hätte er aber trotzdem nicht festlegen können. Greift
man jetzt schnell auf Freud und dessen Lustprinzip zurück, welches ja die
Triebe beinhaltet, wird ganz schnell klar, keine Überlebenschance ohne
Befehl. Ob die Moral aus dem Befehl herrührt oder der Befehl aus der Moral
gleicht der Frage, wie jemals Lebewesen jenseits der Selbstbefruchter
entstehen konnten. Der Befehl entspringt also der Triebhaftigkeit in
Sexualität und Selbsterhaltung, den Freudschen Urtrieben. Wer es wie und
mit wem getrieben hat ist in der Historie nicht exakt überliefert, dass man
es mit dem Trieb aber auch übertreiben kann, sieht man anhand Deiner
E-Mail-Eingänge. Selbst das Können wird negiert, sowohl das tunliche
Können, als sicherlich auch im Sinne der Triebfeder des Handelns, nämlich
dem Können. Cicero hätte es moralisch folgendermaßen beschrieben und Kant
hätte es imperativ bestätigt: Die können mich mal!

Teil 2

Eine kurze Geschichte vom kriechenden Griechen

Seit die WM ihren Lauf nimmt und allmählich auch an Spannung gewinnt,
nippeln meine Lippen stets täglich an einem Flaschenhals und just zu der
Zeit, da Du feststelltest, dass es schon lange keinen Ausbruch mehr gab,
kam es noch nicht zum Ausbruch. Dank seiner Erregerpersistenz hübsch
wohnlich eingerichtet, lieblich schlummernd in den Kissen und Laken, aber
spätestens am Sonntag zum 4:1-Sieg der Deutschen über ihre Inselnachbarn
erweckt durch scharfes Gläserklirren an meinen Zähnen, schaut das Herpes
nun verträumt aus dem Wohnzimmerfenster, nicht zu unhöflich sich
vorzustellen: "Gestatten, Herpes simplex labialis", sagt es da. Und ich
nicke ihm zu, nicht freundlich und ohne ein Wort zu verlieren. Ich denke,
das klingt sehr lateinisch, aber Herpes kommt aus dem griechischen. Ich
gehöre zu den Laien was Latein angeht und ebenso die Griechen, doch glaube
ich, dass die Griechen nichts mit den Latinern am Hut hatten, vorallem
nicht die Altgriechen, die herpein in ihren Sprachschatz aufnahmen für all
die kriechenden Griechen, die da brotlos nach Staub suchten in den antiken
Gassen Palermos. Hippokrates hat ja nun schon den Genitalherpes
beschrieben, das war zirka 400 vor Dingsbums, die Latiner kamen wohl nach
Italien zirka 1000 vor Dingsbums, wann sich Latein etablierte weiß ich aber
trotzdem nicht und ist eigentlich auch irrelevant, viel wichtiger ist, dass
es das Herpes simplex labialis zu literarischem Weltruhm gebracht hat, als
William Shakespeare der schönen Julia den Lippenherpes auf die Schnute
dichtete! Ich befinde mich also in guter Gesellschaft, optisch auf einem
Niveau mit Leonardo Di Caprio, sexuell sinnlich wie Kate Winslet,
freigeistlich wie Shakespeare und brillant wie sanftes Geschmeide auf
nackter Haut. Ob mit oder ohne Bläschen bleibt nun Deiner Fantasie
überlassen.

Teil 3

In der Kürze liegt die Würze

Tag läuft, Arbeit geht, Feierabend kommt. Yeah!

Knipp 2010