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Feigwarzen und andere Meerestiere

Der dunkle Turm Bd. XII, frei nach Stephen King, zu deutsch Stefan König, zwar kein ferner Verwandter von Bruce Willis, Ralf Möller oder Sandra Bullock, nach eigenem Bekunden aber im Kokainrausch nur noch Scheißdreck verfabrizierend! Er lebt in Maine und so ich ein E verkaufe, komme ich an den Main, der fliesst ostwestwärts in den Rhein. Das ist aber Wurscht, denn wo ich hinwollte, da bin ich nun angekommen: nach Deutschland: nach Frankfurt: ins Rhein-Main-Gebiet!

Wir schreiben Mittwoch ... nein, Donnerstag, den wievielten? Ach, Mist! Mai halt. Kurz vor Ende Mai. Der wievielte auch immer. Ich habe Urlaub und hocke zu Hause und glotze aus dem Fenster und sehe nichts, weil es Nacht ist in meinen Dachfenstern. Im Radio habe ich beim renovieren etwas gehört vom Hochwasser, drei Zentimeter pro Stunde, Elbe runter aus Polen kommend, Frankfurt/Oder erreichend ... naja, hat man einmal Urlaub weiß man nichts mehr von der Welt. Ist es die Elbe oder die Moldau, die da fließt. Keine Ahnung. Am Telefon, mit einem Geschwister telefonierend, erfahre ich, dass unser aller geliebter Dingsbums ... Roland Koch ... Dings von Hessen und Vizedings von Dings in Bundesdeutschland zurücktritt. Im Internet nennen sie es Rückzug. Schön formuliert, denke ich und ich denke, er war sowieso nur die Feigwarze an Merkels Arsch.

Aber es geht nicht um Auswüchse an Körperteilen von Menschen, die keine Auswüchse an ihren Körperteilen haben möchten. Es geht darum, dass man nichts mehr weiß von der Welt, wenn man erstmal Urlaub hat. Ist man im Urlaub weg, kennt man gar nichts mehr zu Hause. Die Straße in der man wohnt? Vergessen! Die Kinder in irgendeinem Keller? Vergessen. Das ist keine Anspielung auf Kampusch, auf Dings, wie hieß sie noch? Vergessen. Nicole, Nadine, irgendwas. Keine Ahnung. Egal. Ich komme drauf, weil ich bei meiner online-Recherche zu Feigwarzes Rückzug irgendwo gelesen habe, dass Dingsbums, wie heißt er noch ... was hat er noch gedreht? War's Independence Day oder The day after tomorrow, ach ja, Emmerich ... oder Emmerlich, verfluchter Urlaub! Na jedenfalls auch ein Roland, der will 2012 wohl die Kampusch-Story drehen. Oder so. Irgendwas habe ich da gelesen, und das, was ich da so gelesen habe, müsste ungefähr das wiedergegeben haben, was ich hier wiedergebe, so ich nichts durcheinander gebracht habe. Urlaub lässt halt vergessen. Meine Mutter? Keine Ahnung. Irgendwer zwischen Eva Braun und Eva Hermann, 'ne Mutter halt. Ich habe Urlaub! Schon vergessen?

Ich hab's! Der 27. ist heute. Ich sitze unter meinem Dachfenster und draußen ist das Nachtnichts. Urlaub macht vergessen aber mich nicht zum kompletten Idioten. Auch ich habe eine Datumanzeige in meinem Windows XP-Dings. Ich würde ja jetzt gerne das Copyrightding hinter das Windows XP setzen, weil das sieht man ja überall so, ist ja total geschützt das Logo und das Wort und .... warum eigentlich? Ist windows nicht die Mehrzahl von window, was soviel bedeutet wie Fenster? Krass. Ich sitze also unter meinen geschützten Dachwindows vor dem geschützten Windows und mir fällt ein, dass ich eine Datumsanzeige habe aber keine Copyrighttaste auf meinem Laptop. Wer bin ich? Urlaub! Mit Datum. Windows! Geil. Ich habe den Bogen raus. Urlaub macht eben frei aber nicht dumm.

Zurück zur Feigwarze. Ich brauche also zwei Tage um zu erfahren, dass Angela Merkel beim Proktologen war! Zwei Tage. In der Zeit hätte auch die Atombombe auf Polen fallen können - oder auf Israel. Hätte ich nicht gewußt! Zwei Tage lang nicht. Und es bedurfte eines kranken Geschwister mit Krankenhausentlassungstag um das zu erfahren. Naja gut, Krankenhausmenschen glotzen in die Glotze, weil sie früh geweckt werden und hauptsächlich auf ihrem Bett liegen. Was sollen die schon tun!? Ich tue mehr, ich bin unterwegs und weit weg vom Fernseher. Aber das Radio lief seit Dienstag, mehrere Stunden am Tag. Habe ich denn gar nicht hingehört? Oder gehört Radio zum vergessen weil Urlaub ist. Nein, wir schreiben Donnerstag den 27. Mai. Ja, sehr gut! Ein wenig Gehirnjogging im Urlaub ist glamourös. So zwischendurch mal, während andere in den Himalaya trekken oder eine Radwanderung durch den Taunus unternehmen. Sport ist schon ein Kaliber, anders als an der Adria schiss vor einem Selbstmordattentäter haben zu müssen, wenngleich es in ähnlicher Weise die Pulsfrequenz erhöht.

Um nochmal auf Feigwarze zurück zu kommen. Ich hab' gelesen, der Bouffier würde nachrücken und da dachte ich an Buffy, die Vampirjägerin. Seltsamerweise funktioniert das auch im Urlaub. Das mit dem Zusammenhang herstellen, meine ich. Nicht mehr zu wissen, ob die Elbe oder die Donau durch Frankfurt/Oder fliesst, ist das eine, sich den Namen des hessischen Hummers nicht merken zu können, diesen aber mit Buffy zu assoziieren, ist scheinbar etwas völlig anderes. Ich hab's nie gesehen, aber Buffy hat ja wohl immer für das Gute gekämpft und die Wesen der Nacht in ihre Hölle verwiesen. Sicherlich hätte sie in ihrer Serie auch jedem dämonischen Riesenhummer in den Arsch getreten, hätte es je im Script gestanden. Soll ich das so in die Realität übertragen? Ist der Volker am Ende Schuld daran, dass mein lieber Roland den Rückzug antritt? Dem Roland in Stephen Kings Saga vom dunklen Turm wäre das nicht passiert. Wenn ich mich recht entsinne, wurden dem aber zwei Finger abgebissen von einem überdimensionierten Hummer!

Unglaublich! Seltsam. Echt seltsam. Selbst im Urlaub. Die Welt ist unheimlich klein. Der Kosmos aus Gedanken, Assoziationen und Tatsachen, die in der Literatur einst noch ferne Utopie darstellten, ist doch eng geknüpft. Zwei Rolands, zwei Hummer, eine Feigwarze und das Fernsehen. Man will meinen, die Welt wäre gar nichts ohne Medien. Wir wüssten ja nicht einmal, dass die Elbe durch Frankfurt fliesst, wenn wir nicht selbst dort leben würden. Quatsch. Was erzähle ich da! Der Main ist es! Jetzt komme ich drauf, weil ich oben von 'mein lieber Roland' geschrieben habe. Das bedeutet aber auch, in den letzten zwei Tagen sind die Polen einmarschiert und Frankfurt liegt jetzt ganz im Osten. Aber ich sag's ja immer, die Welt ist klein! Roland Koch, schäbige Fernsehserien, Meerestiere und Hochwasserscheitel haben vieles gemeinsam und eines ganz sicher: sie kommen und gehen!

Knipp, am 27./28.05.2010